Schöne Momente für immer

Menschen, Emotionen und Augenblicke unverstellt einzufangen, das ist Markus Gerigks große Stärke. Als Eventfotograf hält er am liebsten die Schönheit des Unbeobachteten fest, sagt er. Und wahrscheinlich ist er deswegen auch so gut darin. Wenn der gebürtige Lübecker Hochzeiten oder andere Feiern fotografiert, entstehen Zeitdokumente von Momenten, wie sie wirklich waren – ohne Inszenierungen oder Posen – auch, wenn er die auf Wunsch genauso gut ins Bild kriegt. Sein Herz hängt aber nicht daran. “Wer sich Jahre später ein Gruppenfoto ansieht, erinnert sich doch vor allem, wer alles da war und wie man ausgesehen hat,” erklärt der 47-jährige. “Die kleinen Details können dagegen das Gefühl für ganze Feste wieder aufleben lassen.” Schüsse aus dem Hinterhalt nennt Markus Gerigk das auf seiner Website und sagt: “Tatsächlich sprechen mich viele darauf an und wollen mich genau deswegen für ihr Event haben.” Man könnte ihn auch einen Erinnerungsfotografen nennen.

Es scheint verwunderlich, dass es ausgerechnet heute ein solches Bedürfnis nach unaufgeregten, authentischen Fotos gibt. In der Geschichte der Menschheit ist noch nie so viel Bildmaterial entstanden wie jetzt. Fast alle tragen jederzeit eine brauchbare Kamera in ihrem Smartphone mit sich herum. Doch besonders auf privaten Festen schießen die einen nur Bilder für sich selbst und die Tiefen ihrer Handyspeicher, während die anderen gar keine Fotos machen, um sich in ihrer Freizeit nicht auch noch mit ihrem Telefon zu beschäftigen. Es ist nicht so lange her, da schien jeder einen Vater, eine Tante oder einen Kumpel gehabt zu haben – jemanden, der auf Feiern gerne Bilder von allen und für alle gemacht hat. Heute macht das Markus Gerigk.

“Am liebsten mag ich es, wenn ich auf den Events, die ich fotografiere, überhaupt nicht auffalle”, erzählt er, “und meinen Kunden und deren Gästen geht das auch so”. Wer möchte schon von jemandem gestört werden, der einem eine Kameralinse mitten ins Gesicht hält. “Außerdem freue ich mich diebisch über unbemerkt geschossene Fotos, die besondere Ausdrücke festhalten.”

Auf die Frage, wie alles angefangen hat, erzählt der zweifache Familienvater von einer eigenen privaten Feier vor etwa acht Jahren: “Ein Arbeitskollege hat Fotos von meinen Kindern gemacht, die ich so nie hingekriegt hätte. Das ging mit meiner kleinen Knipse nicht. Ich wollte wissen, wie man das macht und wurde dann schnell dazu überredet, mir eine Spiegelreflex zu kaufen.” Bis dahin hatte der Hobby-Fotograf nur so einen kleinen Apparat gehabt, wie man ihn sich irgendwann mal für einen Urlaub kauft. Wenig später hatte der technikbegeisterte Autodidakt alle in seinem Umfeld überholt.

Das erste breitere Lob erntete Markus Gerigk für Fotos von einem Sommerfest in dem Kindergarten, in dem seine Frau Sandra als Erzieherin arbeitete. “Viele Eltern waren begeistert von den Bildern, die dort nach dem Fest an den Wänden hingen,” sagt er stolz, “und als eine Kollegin meiner Frau mich fragte, warum ich nicht mehr daraus machen würde, dachte ich: ja warum eigentlich nicht?”

Seitdem hat Markus Gerigk eine Website aufgebaut und immer mehr fotografiert – Hochzeiten und Familienfeiern, Neugeborene und Konzerte, Sport-Events und einen Abiball. Seit Anfang 2019 steht ihm sogar ein Studio in der Lübecker Altstadt zur Verfügung. „Vor allem zum Ausprobieren und Lernen“, sagt er, “ich will ja immer noch besser werden – auch darin, Gruppenfotos oder das Hochzeitspaar zu stellen.”

Dass er mit seinem Talent nicht nur sich, sondern auch anderen eine Freude machen kann, motiviert den Lübecker am meisten. Auch deshalb ist ihm jedes Fotoshooting lieber als das Troubleshooting seines Berufsalltags. In dem behebt der gelernte Versicherungskaufmann nämlich Probleme von Versicherungsmaklern mit IT Software. “So viel Lob wie für meine Fotos bekomme ich da nicht,” schmunzelt Gerigk, der zum Entspannen gerne auf Fotosafaris fährt, um die Schönheit von Dingen und Landschaften einzufangen. Wie erst kürzlich mit seiner Schwester auf Fehmarn. Dort ist auch eines der Bilder für seine erste Ausstellung entstanden. Wieder so ein Schritt weg vom kleinen Hobby. Und vielleicht gibt es ja bald schon eine nächste.

Text: Christian Freimuth